Ode an den Messier Marathon
Hundertzehn Objekte mußt Du sehn,
viele dunkle Stunden überstehen
Irgenwand schläfst Du am Fernrohr ein
und erwachst im hellen So-ho-nen-schein.....
Nun ja, letzteres sollte bei einem Messier Marathon eigentlich nicht
passieren, zumal die Wetteraussischten für Samstagabend zwar klaren
Himmel, aber auch wenig lauschige Temperaturen vorrausgesagt hatten. Da
ist es ein Glücksfall das die warme Winterausrüstung noch nicht
eingemottet ist, bei dem vielem Kunstoff in der Kleidung eh sinnlos da
selbst für Motten nicht besonders schmackhaft, außerdem hat sich der
Frühling bisher eh von seiner etwas kühleren Seite gezeigt. Andererseits
hätte das Timing für den diesjährigen Messier Marathon nicht besser sein
können, nach einer Woche voller Wolken und Schnee riss pünktlich zum
Samstagnachmittag wie angekündigt die Wolkendecke auf, was was sogar
hartgesottene Fans bayerischer Braukunst dazu brachte ihre Pläne zu
ändern und den Genuß eines Schwarzbiergebräus dem nicht weniger
genüßlichem Anblick von Messier & Co vorzuziehen. Wärend ich die
Gelegenheit nutzte nach längerer Winterpause meine Ausrüstung nochmals
durchzusehen und eine teilweise unerfreulich dicke Staubschicht von den
Okularen zu kratz...sanft zu entfernen, Materialien zu sichten, und
dafür zu sorgen das mir für die geplantent 7 Stunden Beobachtungszeit
nicht das Licht ausgeht.
Also, das ein Messiermarathon eine echte Herausforderung für Astronomen
ist, bei der die meiste Zeit damit verbracht wird eine Menge Objekte
rasch aufzufinden und abzuhaken scheint ja eigentlich von vornherein
klar, oder? Mir war allerdings neu das dies auch für den Anfahrtsweg
zum Beobachtungsort gilt. Auch hier ist das herumkurven in der falschen
Region nicht unbedingt förderlich um sein Ziel rasch zu erreichen, dabei
hatte ich lediglich zwei autolose Mitstreiter (Frederik und Emmanouil)
abgeholt und danach konsequent ignoriert das der Dachsberg eben nicht
über die A9 zu erreichen ist. Das heißt, eigentlich schon, man muß nur
lange genug hin und herfahren, irgendwann erwischt man dann die passende
Ausfahrt, vor allem dann wenn einer der Mitstreiter ein GPS sein eigen
nennt. Immerhin, durch frühzeitiges Losfahren waren wir trotz 40 Minuten
Verspätung doch pünktlich 10 Minuten vor 20 Uhr am Zielort, auf dem
bereits Helmut, Harry und Bernhard ihre großen Kanonen aufgebaut hatten.
Und ich habe es irgendwie hingekriegt innerhalb von 10 Minuten die
Montierung nebst C8 in Stellung zu bringen, auch wenn ich in der Hektik
die korrekte Ausrichtung um läppische 30 Grad verfehlt hatte. Sowas gibt
später eine Menge Spaß beim Aufsuchen und kömmt definitiv auf die
Checkliste. Nun gut, Teleskop aufgebaut und ausgerichtet, den Hocker
noch im Auto, aber das mußte halt noch warten. Das tagesgenaue Abendmenü
in Form einer schönen Tabelle von www.himmelsbeobachter.de lag bereit
gegessen zu werden, und in der Tat, gleich zum Beginn gabe es ....
Suppe. Zumindestens war das erster mein Eintrag zur Beobachtung von M31,
welcher tief am nordöstlichen Abendhimmel im Dunst auszumachen war,
zumindestens der helle Kern. Irgendwan war dann auch M32 zu sehen, oder
war es M110? Jedenfalls fehlte einer der beiden bis zum Schluß. M33
danach war dann auch schon das erste Objekt mit einem Minus statt einem
Haken, obwohl das Dreieck fast noch mit bloßem Auge zu sehen war hatte
ich keine Chance diese großflächige aber lichtschwache Galaxie zu
erkennen. Danach schon die erste Unterbrechung in Form der ISS, die
strahlend über den Abendhimmel schwebte und von uns aufs Korn genommen
wurde. Das erste Mal das ich die Solarpanel life im eigenen Objektiv
gesehen habe, verbunden mit dem einzigartigen Gefühl einer händischen
Schnellnachführung die eher an eine Fernsehkamera erinnert hat die
gerade ein Formel 1 rennen verfolgt. Heissa war das Teil fix! Sowas wäre
doch eine tolle Marktlücke für Goto Montierungen, Zusatzmodul für ISS
Überflüge! Dann würden am Dachsberg auch endlich wieder
Elektroschraubergeräusche zu hören sein, seit der mit der Öffnungsmanie
einhergehenden Umstellung zu Gitterohrdobson sind diese Melodeien
äußerst rar geworden.....
Nach dieser und der Suppeneinlage dann etwas reichhaltigere Kost in Form
von einfachen Objekten im Orion und Stier die quasi innerhalb von 3
Minuten abgehakt waren.Bei der Gelegenheit hätte ich eigentlich auch den
Hasen erlegen können der zu diesem Zeitpunkt noch relativ hoch
gestanden hatte, aber der Bursche hatte Glück, und sich stattdessen in
die Augsburger Lichterbrühe verzogen als er später dran war. Insgesamt
waren die Bedingungen am Anfang nicht übermäßig optimal, mit etwas Dunst
in der Atmosphäre welcher den Himmel unnötig aufhellte, sich später
aber gottlob verzog. Dann war auch das Seeing ausgezeichnet, welches von
den anwesenden Nichtmarathonies durch beständiges Ohhhh und Ahhhh Rufe
beim Anblick von Saturn bestätigt wurde. Und so blieben auch bei meiner
Jagd die Erfolge nicht aus, ein Objekt nach dem anderen wurde abgehakt,
dabei einige längst vergessenen Schönheiten wiederentdeckt denen ich ich
in einer späteren Beobachtungsnacht Beachtung schenken werde. Nebenbei
habe bei dieser Jagerei mehr über meine Austrüstung und Jagdtechnik
gelernt als in all den normalen Spechtelnächten zuvor, auch wenn das
Ergebniss von 30 Objeten weit hinter dem zurückgeblieben ist was mein
werter Mitmaratoni Martin geleistet hat, welcher mit beeindruckender
Geschwindigkeit über siebzig Messierobjekte scheinbar mühelos in der
uns zur verfügung stehenden Zeit abgegrast hat. Das ich zeitmäßig
teilweise eine Stunde hinter dem Plan zurückgelegen habe hat dabei
überhaupt nicht gestört, zumal im Plan genug Reserven vorhanden sind die
sowohl ein Aufholen leicht möglich machen als auch genug bieten um bei
den Mitspechtlern vorbeizuschauen. Zur Sicherheit hatte ich auch etwas
Beobachtungsgeld in Form von selbstgemachten Haferkeksen mitgebracht, so
was öffnet einem ja bekanntlich die Herzen und Objektive. Und so konnte
ich nicht nur meine Lieblinge M81/82 mal wieder im 14 Zöller bestaunen,
sondern auch einen glasklaren Saturn, der Rosettennebel in Bernhards
Lichtkanone, und ein paar schöne Galaxienpärchen in Emmanouils vier
Zöller, von dem ich nach wie vor hin und weg bin. Nebenbei die
beruhigende Gewissheit das auch alle Herschel 2 Objekte noch da sind,
wie die teilweise intensiven Diskussionen am Nachbarteleskop bewiesen
haben, verbunden mit einen zufriedenen Ausdruck in Helmuts Gesicht beim
abhaken der Objekte. Eine durchweg perfekte Nacht also.....
.... zumindestens fast, den das Ende der Perfektion kam als Harry sich
familienpflichbewußt von dannen gemacht hatte, woraufhin einige Wolken
zuerst am Horizont erschienen und sich dann anschickten über den ganzen
Himmel zu verteilen. Noch fix M57 durch Helmuts 14 zöllrigen, dann war
aus die Maus, kurz vor dem Virguhaufen, und noch nicht mal M13 im Log,
so schnell ging das. Es gab ja einige Vermutungen hier das Harry von
dieser Wolkenverschwörung gewußt hatte, aber ich weiss es besser, und
vor allem ich weiss wer wirklich daran schuld war! Jawoll, es ist Euch
sicher auch aufgefallen das Emmanouil kurz nach 11 angefangen hat einen
kenianischen Regentanz aufzuführen, nicht unbedingt weil ihm zu trocken
war, sondern weil es für Regen ja auch immer noch Wolken braucht. Der
Gute hatte sich wohl leider etwas zu sommerlich angezogen als das es die
knackigen Minusgrade dieser Nacht zugelassen hätten. Zur Sicherheit ist
er dann noch ein paar Mal in meine Auto unter die Decke verschwunden,
ich vermute mal er hat dort vorsorglich auch alle Götter seiner
Vorfahren und Hilfe gebeten. Was ich ziemlich unfair finde, immerhin
kennt man im katolischen Bayern nur einen Gott, der ist noch nicht mal
selber für das Wetter zuständig, und außerdem ist Jörg Kachelmann kein
Bayer und als Lebender eh nicht am Sternenhimmel vertreten. Obwohl er
sich und sein Aktimel momentan sicher gut im Ha+Chi machen würde - wegen
der Abwehrkräfte. Wobei die ihm gegen Zeus & Co wohl auch nix helfen,
dort legt schließlich der Chef beim Wetter noch selber mit Hand an, und
hat auch seine Herschaaren schön gleicmäßig über den Himmel plaziert. Es
kam also wie es kommen mußte, nämlich die Wolken und damit die Erlösung
für den armen Emmanouil. Aber wie heißt es so treffend, man(n) soll
aufhören wenn es am schönsten ist, und alles hat ein Ende, auch die
Schachtel Dickmanns die wir am Schluß noch gemeinsam verdrückt hatten.
Bilanz: Schön wars! Vielen Dank an alle Beteiligten, angesichts der
Tatsache das die fehlenden Objekte im Laufe des Jahres noch vorbeikommen
steht einem Teil zwei im nächsten Monat eigentlich nichts entgegen,
oder? Zur Vollständigkeit halber hier noch die Objekte die mir inst
Netz gegangen sind:
M45, 31, 32, 42, 43, 78, 34, 103, 76, 48, 1, 35, 38, 36, 37, 44, 67,
81, 82, 95, 96, 105, 65, 66, 109, 40, 108, 97, 94, 63, 51
Grüße, Andreas