• o7n.jpg
  • o10.jpg
  • o13n.jpg
  • o12n.jpg
  • o5n.jpg
  • o19n.jpg
  • o3n.jpg
  • o8.jpg
  • o6.jpg
  • o4.jpg
  • o1.jpg
  • o9.jpg

Im Sommer 2020 war es so weit. Ein vielversprechender Komet kündigt sich an.


Wir hatten schon im Frühjahr große Erwartungen an den Komet C/2019 Y4 (ATLAS), der sich schnell entwickelte und wir auf eine Sichtbarkeit mit bloßem Auge hofften. Leider zerschlug sich dies schnell und der Komet löste sich in seine Einzelteile auf.
Darum waren wir uns nicht sicher, ob wir noch auf C/2020 F3 (NEOWISE) hoffen dürfen. Wird ihn dasselbe Schicksal wie ATLAS ereilen?
Wir wollten ihn unbedingt sehen. Am Anfang waren es keine schönen Zeiten für die Arbeitenden unter den ATMN-Mitgliedern. Es gab nur eine Morgensichtbarkeit Anfang Juli, aber wer weiß, ob er bis zur Abendsichtbarkeit Mitte des Monats durchhält bzw. wie sich seine Helligkeit entwickeln wird.
Das heißt entweder die Nacht durchmachen oder Wecker stellen.

Ich entschied mich für die zweite Variante. Der Wecker läutete also um 3 Uhr morgens. Ein müder Blick nach draußen zeigte einen klaren Himmel. Also anziehen und nichts wie raus ins vorbereitete Auto. Mein Teleskop und das Fernglas warteten schon sicher verstaut. Natürlich waren die guten Plätze schon vorher ausgemacht, so dass keine Zeit verloren geht.

An diesem Morgen war es aber nicht NEOWISE der mir das frühe Aufstehen versüßte, sondern diese atemberaubenden Nachtleuchtenden Wolken (NLCs), die den halben Himmel zum Schimmern brachten. In unseren Breiten ist dieses Phänomen nicht sehr häufig. Auch viele andere ATMNler waren im Münchner Umland unterwegs. Sie haben es fotografisch festgehalten, wie NEOWISE in die NLCs eintaucht. Keiner bereute das frühe Aufstehen und den folgenden harten Arbeitstag und auch die kommenden Nächte waren nicht wirklich länger. Wir waren süchtig nach diesem Anblick. Wegen Corona waren wir allein oder maximal zu zweit unterwegs, aber unser E-Mail-Verteiler und die WhatsApp Gruppe explodierte unter den ganzen Nachrichten und Bildern.

NEOWISE hielt was er versprochen hat. Er wurde am Abend sichtbar und konnte von allen am Nordwest Horizont bei ca. 25° Höhe beobachtet werden. Sein Schweif war etwa 15° (30 Mio. km) lang und somit auch für die Nichtastronomen ein wahrer Augenschmaus. Sichtbar waren ca. 6 bis 7 Grad.
Dieses Ereignis war etwas, das die Leute trotz Corona wieder näher brachte. Am frühen Abend traf man einige Menschen, die gemeinsam und trotzdem mit Abstand dieses fantastische Naturschauspiel bewunderten. Es war schön zu sehen, wie sie für diesen kurzen Moment einfach alles vergessen haben und NEOWISE genießen konnten.

Hier ein paar Daten zu NEOWISE:

Er wurde am 27.03.2020 vom WISE Weltraumteleskop entdeckt und sein Kern ist ca. 5 km groß. Er besitzt eine stark elliptische Bahn um die Sonne. Seine Bahngeschwindigkeit im Perihel (sonnennächste Punkt) beträgt 77,6 km/s.

 

Was sind Nachtleuchtenden Wolken (NLCs: noctilucent clouds)?

Das sind Ansammlungen von Eiskristallen oberhalb der Mesosphäre in der Mesopause. Hier wird das absolute Temperaturminimum der Erdatmosphäre erreicht. Sie erscheinen in einer Höhe von 81 bis 85 km – im Gegensatz zu den Wolkenformen der Troposphäre, die maximal eine Höhe von 13 km erreichen. Diese sind nicht mit den polaren Stratosphärenwolken zu verwechseln. Meistens kann man sie im Juni und Juli beobachten, wobei die Norddeutschen klar im Vorteil liegen. Hier in Bayern kommen sie leider nur sehr selten vor.

(Autorin C. Poppek)