Pauzi und ich hatten schon seit längerer Zeit besprochen, dass wir dieses Jahr, nach unserer erfolgreichen Geminidenaktion in 2021, endlich wieder einmal auf Sternschnuppenjagd gehen wollten. Der Neumond lag dieses Jahr dafür sehr günstig, so dass die gesamte Geminidennacht vom 14. auf den 15. Dezember mondfrei war. Beste Bedingungen also, um wieder auf die Jagd zu gehen.
Der Begriff „Jagd“ sollte sich dieses Jahr allerdings bewahrheiten, da das Wetter absolut nicht mitspielen wollte...
Ich hatte das Ganze wettertechnisch schon abgeschrieben, da praktisch in ganz Deutschland und auch im nahen Österreich alles bewölkt war, und es aller Orten nur regnete oder sogar schneite. Pauzi allerdings rief mich am Donnerstag, 14.12. vormittags an – er wollte nicht aufgeben, und suchte noch nach einem freien Himmelsfleckchen.
Mir war nicht klar, wie weit unser Pauzi gehen würde – er meinte: alles bewölkt, sogar bis Wien…
Und Pauzi ist bereit, seehr weit zu gehen…
Um die Mittagszeit herum rief er wieder an, und meinte: „Ich weiß jetzt, wo es schön ist – in Südtirol: Bozen oder so…“ – Jaja, Bozen! Pauzi, du spinnst ja…
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Um 14 Uhr saß ich dann bei ihm im Auto, und wir fuhren – richtig – Richtung Südtirol.
Pauzi hatte mich mit seinem Enthusiasmus angesteckt: Manchmal musste man auch mal was verrücktes tun… und das hier war eigentlich ziemlich bescheuert, viel zu verrückt für nur einen alleine, da braucht es mindestens zwei Leute – er hätte es alleine nicht durchgezogen, wie er sagte, und ich erst recht nicht …
Ich war zwischenzeitlich ganz schön in Hektik geraten. Wenn wir noch einigermaßen bei Einbruch der Dunkelheit dort sein wollten, mussten wir spätestens eine Stunde nach seinem Anruf aufbrechen:
Arbeit beenden, Brote schmieren, Kaffee kochen, Astrozeug packen, die Akkus so gut es noch ging aufladen, nix vergessen…
Jetzt im Auto – erst mal durchschnaufen.
Aber wo sollte es eigentlich genau hingehen? Als wir auf der A95 Richtung Garmisch waren, haben wir deshalb erst mal Christian Rausch angerufen, in der Hoffnung, dass er ein paar Tipps bzgl. Beobachtungsplatz für uns hat – er kennt sich dort unten ja sehr gut aus.
Christian hatte uns empfohlen, bei Bozen Richtung Meran zu fahren, und dann bei Terlan Richtung Mölten. Auf der Verbindungsstraße zwischen Mölten und Jenesien gibt es einige Wanderparkplätze meinte er, da sollte was dabei sein, wo wir gut stehen und beobachten könnten.
Die weitere Fahrt verlief eigentlich ziemlich kurzweilig und war im Nu vorbei – und mit Pauzi ist es eh immer lustig…
Kurz vor Bozen dachte ich, warum eigentlich den „Umweg“ über Mölten machen – man kann von Bozen auch direkt nach Jenesien hoch fahren.
Da es schon kurz vor Sonnenuntergang war, haben wir das dann auch gemacht.
Die Passstraße dort hoch war allerdings sehr abenteuerlich! Spitzkehren, die als Schleifen ausgeführt waren, die Straße teilweise auf „Stelzen“ gebaut. Weiter oben ein Stück, das auch auf Stützen nur am Felsen hing – nur eine Leitplanke trennt einen dort vom Abgrund, und man hofft inständig, dass die Stützen halten, bis man wieder sicheren Boden unter den Rädern hat… Sowas hab ich noch nicht erlebt bisher…
Kurz vor Jenesien hatten wir dann schon einen freien Blick auf die Seiser Alm, mit Schlern, Langkofel und Plattkofel, die, von der untergehenden Sonne beleuchtet, gerade am glühen waren.
Wir fuhren dann noch ein Stück weiter hoch, bis nach Flaas, und schauten uns dort nach einem geeigneten Standplatz um, da es allmählich dunkler wurde, und man nicht mehr so viel sehen konnte. Die Wege weiter oben waren allesamt sehr eng, ohne geeignete Wendemöglichkeiten, und teilweise auch mit einer leichten Schneeschicht bedeckt, oder sogar leicht vereist. Wir beschlossen deshalb, bei einem privaten Hof, der einen sehr schönen Ausblick Richtung Ost-Süd-West mit Dolomitenpanorama bot, zu fragen, ob wir uns dort für unsere Fotosession hinstellen dürfen.
Die Bewohner – Sepp und seine Frau – zeigten sich sehr aufgeschlossen und gastfreundlich, so dass wir etwas unterhalb des Hauses, auf einem Gartenweg unsere Kameras aufbauten. Sie waren sogar so nett, uns später noch mit Tee und Plätzchen zu versorgen.
Hier verbrachten wir also die Geminidennacht 2023 – auf 1440m Höhe, mit einem gigantischen Blick auf einen klaren Sternenhimmel und atemberaubendem Bergpanorama. Das Maximum war ja für 20 Uhr angekündigt. In der Zeit ab Aufbau bis ca. 21 Uhr waren allerdings nicht wirklich viele Schnuppen zu sehen. Als der Sepp mal wieder bei uns draußen war, zum ratschen und für eine zweite Portion Tee, muss in unserem Rücken ein Riesen Teil explodiert sein, das wir leider nicht direkt gesehen haben. Plötzlich war das Tal hell grün erleuchtet, die Bäume warfen einen Schatten, und wir drehten uns alle drei um, weil wir dachten, hinter uns im Hof wäre das Licht angegangen. Wir sahen am Himmel dann noch die Rauchspur von dieser Superschnuppe, und ab da wurde es dann auch besser mit der Anzahl der Sternschnuppen. Es war quasi wie der „Startschuss“ zum Auftakt des Feuerwerks.
Wir fotografierten den Orion, wie er über den Dolomiten aufstieg, später die fantastische Milchstraße Richtung Norden, die deutlich mit bloßem Auge zu sehen war, und fingen dabei einige kleine, mittlere, und auch ein paar sehr helle Schnuppen ein. Später in der Nacht, hat Pauzi im Löwen dann noch einige Schnuppen ablichten können.
Das fotografieren von Sternschnuppen ist ja immer auch eine Art Lotteriespiel – in welche Richtung halte ich die Kamera? Mit welcher Brennweite? Mit dem Auge hatten wir einige sehr helle Boliden und Feuerkugeln gesehen, die wir leider nicht fotografieren konnten. Aber Pauzi hatte dieses Jahr ein paar mal mit seinen gewählten 50mm Brennweite Glück gehabt, und einige sehr helle Kracher schön groß, teilweise direkt über dem Schlern, erwischt. Der Name für diese besonderen Sternschnuppen war deshalb auch gleich gefunden: „Schlernschnuppen“ haben wir sie genannt.
Gegen 2 Uhr stellten wir uns dann die Frage, was wir machen sollten – wenn wir bis morgens hier blieben, hätten wir irgendwie schlafen müssen, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten. Wir beschlossen, noch bis um 3 zu bleiben, und dann nach Hause zu fahren, bevor wir zu müde werden.
Wir packten dann unser Zeug zusammen, und hinterließen noch einen Zettel mit unseren Kontaktdaten, damit der Sepp und seine Frau sich bei uns melden konnten, falls unsere Bilder was werden. Gegen halb vier traten wir dann den Heimweg an.
Die engen Wege dort oben durch den Wald, teilweise mit extremem Gefälle, kamen uns in der Dunkelheit und mit einsetzender Müdigkeit noch enger vor, als sie eh schon waren. Gnade uns Gott, wenn jetzt Gegenverkehr kommt…
Kurz hinter Jenesien bot sich uns dann noch ein fantastischer Ausblick auf das nächtlich erleuchtete Bozen, das leider den Himmel dort oben in der Richtung deutlich aufgehellt hatte. Als wir die Passstraße mit ihren Spitzkehren wieder hinter uns, und Bozen vor uns hatten, konnten wir erst mal aufatmen.
Als wir Österreich erreicht hatten, setzte zu dem eh schon übermäßigen LKW-Verkehr und der engen Brennerstraße zu allem Überfluss auch noch Regen und dann später Schneefall ein, so dass die Fahrt für Pauzi extrem anstrengend war.
Pauzi fuhr dann noch bis Innsbruck. Da ich inzwischen etwas die Augen zugemacht hatte, löste ich ihn bei Innsbruck dann ab, und fuhr den Rest der Strecke bis München, wo wir um kurz nach 7 dann Gott sei Dank wieder heil eintrafen.
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Was für eine verrückte Aktion – was für eine fantastische Geminidennacht!!!
Vielen Dank Pauzi, dass ich dabei sein konnte…
Als Krönung hat Pauzi noch ein Video unseres Ausflugs zusammengeschnitte, in der viele Schnuppen live zu sehen sind...